Franka Kohler begleitet Frauen in persönlicher und beruflicher Neuausrichtung: Klar zu werden, was sie wirklich wollen, zu überwinden, was sie zurück hält und ihre Vorhaben in die Welt zu bringen. Einen besonderen Fokus in ihrer Arbeit hat sie auf junge Mütter gelegt. Uns hat sie erzählt, warum es so wichtig ist, dass junge Mütter die Arbeit finden und kreieren, die wirklich zu ihnen passt.
Liebe Franka. Du begleitest junge Mütter, sich beruflich neu auszurichten und sich eine Arbeit zu kreieren, die wirklich zu ihnen passt. Warum engagierst du dich für dieses Thema?
Als Mama leisten wir jeden Tag so viel. Da ist es absurd, zusätzlich dazu noch eine Arbeit zu machen, die uns mehr Kraft kostet, als sie uns Energie gibt. Gerade als junge Mutter ist es so entscheidend, uns eine Arbeit zu kreieren, in der wir uns in unserer Kraft und Lebendigkeit erleben. Nur so können wir die Doppelbelastung aus Kind und Business schaffen. Und nur so können wir unseren Kindern eine gute Mutter sein. Es ist so wertvoll für junge Mütter, in ihrer Lebendigkeit zu sein und neben dem Kind etwas zu haben, für das sie sich gerne einsetzen, sich darin kompetent erleben und dann gut genährt zurück ins Familiensystem gehen können.
Warum ist es deiner Meinung nach so wichtig, die Baby- und Kleinkind-Jahre auch als Zeit der Neuorientierung zu sehen und zu nutzen?
Die Geburt eines Kindes bedeutet immer auch die Geburt der Mutter: Eine Frau wird plötzlich Mama. Es gibt wenig Ereignisse im Leben einer Frau, die nicht nur den Alltag, sondern auch die eigene Identität dermaßen auf den Kopf stellen wie das Mutter-Werden. Bei fast allen Frauen, die ich begleiten durfte, hat das Mutterwerden auch die berufliche Identität auf den Kopf gestellt. Prioritäten, Selbstbilder, Werte und Lebensvisionen verändern sich. Zeit und Energieeinsatz werden plötzlich ein extrem rares Gut. Wie rar frei verfügbare Zeit nach der Geburt eines Kindes wird, kann sich wohl kaum eine Frau vorstellen, die nicht Mutter ist. Da drängt sich förmlich die Frage auf, was das für unser berufliches Wirken bedeutet. Ich erlebe viele Frauen, die in der Elternzeit das Thema berufliche Ausrichtung ganz wegschieben. Bis der Moment kommt, an dem es zurück in den Job geht.
Wenn sie dann erst anfangen, sich mit der Frage zu beschäftigen, was denn nun wirklich stimmig und dran ist, ist es leider oftmals zu spät. So viele Frauen gehen dann zurück in einen Job, der vor der Geburt ihres Kindes vielleicht stimmig war, es jetzt aber einfach nicht mehr ist. Die Folgen, wenn eine junge Mutter eine Arbeit macht, die nicht wirklich stimmig ist, sind oft verheerend. Für alle Beteiligten.
Was genau meinst du damit?
Solange wir nachts zumindest sechs Stunden am Stück schlafen können, solange Feierabend tatsächlich Feierabend bedeutet und solange wir mehrmals pro Woche über mehrere Stunden frei verfügbare Zeit verfügen, können wir Stress, Unwohlsein und Unstimmigkeit viel leichter abfedern. Die Realität der meisten jungen Mütter ist aber: Extremer Schlafmangel, das Gefühl, im Dauereinsatz zu sein und oft auch ein Gefühl, dass die Batterien nach den ersten Babyjahren ganz schön aufgebraucht sind. Da gibt es nicht mehr viele Ressourcen, um Unstimmigkeit abzufedern. Wenn eine Frau in dieser Situation eine Arbeit macht, die eigentlich nicht wirklich zu ihr passt, wird sie das viel deutlicher spüren, als in einer anderen, entspannteren Lebensphase.
Sie wird diese Arbeit nicht gut machen können, was zu Frust, Stress und Anspannung führt. Und oft ein Gefühl auslöst, dass irgendwie alles zu viel ist. Genau deshalb ist es so wichtig für junge Mütter, die Arbeit zu finden bzw. zu kreieren, die wirklich-wirklich stimmig ist. Und dafür braucht es gute Begleitung, gut gehaltene Räume und die richtigen Fragen und Tools. Das ist, was ich jungen Müttern geben will.
Du selbst bist auch Mama. Was ist deine eigene Erfahrung mit diesem Thema?
Ich selbst habe bemerkt, wie sehr mich Aufträge gestresst haben, die nicht 100% das waren, was ich eigentlich tun wollte. Wie ich dadurch angespannt wurde, und es unser ganzes System ins Wanken brachte. Ich wurde ungeduldig mit meinem Kind, überfordert von all den Ansprüchen, fühlte mich gereizt und ausgelaugt. Bei der Arbeit jedoch, die sich wirklich stimmig anfühlte, habe ich es als enorme Bereicherung für unser ganzes Familiensystem erlebt, dass ich neben dem Mama-sein auch wieder arbeite: Es hat mich intellektuell wach gemacht und gefordert, ohne zu überfordern.
Ich war ausgeglichener, hatte wieder Erfolgserlebnisse, Austausch mit anderen und das beglückende Gefühl, wieder eine klare, eigene Ausrichtung zu haben. Ich konnte die Zeit mit meinem Kind wieder so viel mehr genießen, nachdem ich Workshops vorbereitet und geleitet habe. Ich konnte es danach jedes Mal kaum erwarten, wieder Zeit mit meinem Kind zu verbringen und konnte wie aufgetankt in unser Familiensystem zurückkommen. Mit einer Arbeit, die mich ausgelaugt oder genervt hätte, wäre das so nicht möglich gewesen.
In einem Vortrag hast du kürzlich gesagt, Mama-sein hat dich zu einer besseren Unternehmerin gemacht. Kannst du uns mehr darüber erzählen?
Lange dachte ich, Mutter zu werden ist der Todesstoß für meine Selbstständigkeit und ich müsse mich zumindest in den ersten Jahren damit abfinden, erstmal nur noch auf Sparflamme zu arbeiten und zu verdienen. Das Gegenteil ist der Fall. Dafür musste ich aber lernen, all das abzugeben, was jenseits meiner Kernkompetenz ist. Und all das abzusagen, was sich nicht wirklich stimmig anfühlt.
Bevor ich ein Kind hatte und damit noch über unendlich viel frei verfügbare Zeit verfügte, habe ich stets versucht, alles selbst zu machen. Das ist jetzt schlichtweg nicht mehr drin. Ich musste also lernen, zu delegieren, mir Expert*innen und Assistent*innen zu gönnen – Und so in mich und mein Business zu investieren. Auch kann ich es mir jetzt nicht mehr erlauben, mich unter meinem Wert zu verkaufen, weil ich schlichtweg nicht mehr so viel arbeiten kann wie vorher. Ich stand also vor der Herausforderung, in viel weniger Zeit mindestens das selbe zu verdienen. Diese Herausforderung habe ich dankend angenommen und habe mittlerweile richtig Spaß an ihr entwickelt.
Was möchtest du jungen Müttern mitgeben?
Liebe Mama. Du leistest gerade den wichtigsten Job der Welt. Wir leben in einer Gesellschaft, die Care-Arbeit und gerade auch die unglaubliche Leistung von Müttern nach wie vor viel zu wenig würdigt. Umso wichtiger, dich selbst so richtig dafür zu feiern und zu würdigen.
Und wenn du spürst, dass dich neben dem Mama-sein noch etwas ruft und du dich auch beruflich verwirklichen magst: Dann nimm dir Zeit und Raum, dir glasklar zu werden, was du wirklich tun willst und was wirklich dein Platz ist. Und gönn dir Unterstützung, das herauszufinden und diesen Beruf zu kreieren. Du musst das nicht alleine machen. Sei es dir wert. Auch deine Kinder werden es dir danken.
Vielen Dank für das interessante Interview liebe Franka. Mehr Informationen zu ihren Coachings findest du hier.
Kommentare sind geschlossen.